HNP Mikrosysteme entwickeln Pumpen für kleinste Dosierungen in vielen Bereichen
Nicht größer als Stecknadelköpfe sind die kleinen Zahnräder. Und dennoch vollbringen sie Großes und sind auch im Kampf gegen Covid-19 gerade weltweit im Einsatz: Im Inneren sogenannter Mikrozahnringpumpen befördern die kleinen Rädchen in ihren Zwischenräumen eine Lösung aus Chemikalien und Enzymen zur Probenaufbereitung für den Corona-Test.
Der Zusatz „Mikro“ macht deutlich, dass es sich um kleinste Flüssigkeitsmengen im Mikroliter-Bereich handelt. Das entspricht einem Tausendstel Milliliter oder einem Millionstel Liter. „Außer uns gibt es kaum jemanden auf der Welt, der Pumpen in diesem Größenbereich herstellt“, ist Dr. Thomas Weisener überzeugt. Sein Unternehmen HNP Mikrosysteme hat sich schon in den Neunzigern auf die Entwicklung und Montage solcher Bauteile spezialisiert. Seit 2013 werden die Mikrozahnringpumpen am Firmensitz in Schwerin produziert.
Rund 90 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Entwicklung, Konstruktion, Antriebs- und Steuerungstechnik, Softwareentwicklung, Montage, Qualitätssicherung, Verwaltung und Vertrieb: Das Spektrum ist breit gefächert. Viele Akademiker – Ingenieure, Chemiker oder andere wissenschaftliche Disziplinen – gehören zum Team. Die meisten sind eng mit der Region verbunden, haben im Land studiert oder sind hier aufgewachsen. So gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Wismar, Studierende sind für Praktika, Bachelor- oder Masterarbeiten gerne gesehen und werden nicht selten auch zu festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Arbeit im wissenschaftlichen Umfeld kennen die Firmenchefs sehr genau: Angefangen hat alles am Fraunhofer-Institut in Stuttgart. „Damals war Mikrotechnik ein Hype-Thema“, erinnert sich Dr. Weisener. Mit seiner Forschungsgruppe hat er dort mehrere Verfahren entwickelt, irgendwann Zahnringpumpen im Mikrometerbereich für medizinische Zwecke zum Einsatz gebracht. Ein Joint-Venture mit der Hydraulik Nord Gruppe brachte das Team aus Süddeutschland schließlich nach Parchim in Mecklenburg, wo das Unternehmen gegründet wurde. „Wir wollten endlich vom Beifahrersitz in den Fahrersitz wechseln und mit unserer Entwicklung durchstarten“, schildert Thomas Weisener den damaligen Wunsch nach Unabhängigkeit. Der Weg vom kleinen StartUp – noch dazu in einem solch spezialisierten Bereich – war nicht immer einfach. „Zumal wir keine Dumpingpumpen produzieren“, so Weisener. Die Produktionskosten für diese Präzisionsbauteile seien vergleichsweise hoch. So sind es vor allem sicher wachsende Branchen wie die Medizintechnik und Kosmetikindustrie, auf die das Unternehmen als Kunden setzt. „Wir haben hier hoch empfindliche Bereiche mit sehr aufwändigen und teuren Zertifizierungsverfahren. Wenn unsere Entwicklung hier einmal als Bauteil in einem Gerät verbaut und erfolgreich zertifiziert wurde, ist das erstmal gesetzt.“ Heute zählt das Unternehmen zu den Global Playern. Weltweit ist die Mikrotechnik aus Schwerin im Einsatz.
„Das alles ist aber nur möglich durch das Knowhow unserer Mitarbeiter“, betont Thomas Weisener. Jeder Einzelne ist Bestandteil unseres Unternehmens, hat Ideen, die wir auch nutzen wollen.“ So ist eine entsprechende Unternehmenskultur selbstverständlich. Betriebliches Gesundheitsmanagement, Teambuilding, Gleitzeit – die Zufriedenheit der Mitarbeiter steht ganz oben. „Ich wünsche mir, dass abends jeder mit einem guten Gefühl nach Hause gehen kann”, sagt Weisener und denkt an seine Erfahrungen zu Institutszeiten zurück. Auch aus diesem Grund engagiert sich das Unternehmen seit Jahren bei den Zukunftsmachern MV. „Wir wollen zu den besten und innovativsten Arbeitgebern in der Region gehören. Dafür engagieren wir uns in diesem Netzwerk mit vereinten Kräften, tauschen uns aus und lernen voneinander“, berichtet der Firmenchef.
Um den Absatz der jährlich rund 10.000 Mikrozahnringpumpen, die in Schwerin produziert werden, wird er sich vorerst wohl keine Sorgen machen müssen. Auch bei der Impfstoffentwicklung sind diese unersetzliche Bauteile. Und so ist die aktuelle Krise zwar auch eine Herausforderung für das Schweriner Unternehmen, bietet gleichzeitig aber neue Chancen und Möglichkeiten.
Text: Manuela Heberer
Fotos: HNP Mikrosysteme