Dass Plan A nicht immer der richtige ist und es manchmal auch Rückschläge braucht, um letztendlich ans Ziel zu kommen, das zeigt die Geschichte von Johannes. Nach seinem Abitur, das der 24-jährige in Neukloster ablegte, begann er ein Studium für Wirtschaftsinformatik an der Universität Rostock. „Das war aber nicht mein Ding.“, sagt Johannes, er brach das Studium nach einem Jahr wieder ab. In Rostock blieb er trotzdem erst einmal hängen und jobbte ein Jahr lang in der Hansestadt, bevor eine Ausbildung zum Mechatroniker bei der DB Cargo AG antrat.
Aber auch Plan B konnte ihn nicht wirklich begeistern, er beendete die Lehre nicht. In seine Überlegungen, was denn nun werden solle, platzte ein Ausbildungsangebot der Internetagentur Mandarin Medien. Der Beruf Kaufmann für Marketingkommunikation hat es ihm angetan, er bekam die Lehrstelle, zog nach Schwerin und ist momentan im zweiten Lehrjahr. Er lernt seinen Beruf nicht bei irgendwem. Mandarin Medien wurde 2018 zu einem der Top Ausbildungsbetriebe in Westmecklenburg gewählt.
Ob Weggehen aus MV überhaupt für ihn ein Thema war, frage ich ihn. „Ja,“, sagt er, „das war schon ein Thema.“ Denn auch seine Freundin wollte zumindest in Heimatnähe bleiben. Dass es am Ende Schwerin geworden ist, darüber „sind wir beide wirklich ziemlich glücklich.“ Auch in Rostock hat es ihm gefallen, besonders das „Küsten-und Hansestadt-Flair“ und dass die Stadt durch seine vielen jungen Studenten nicht „ganz so zugeknöpft„ wirkt wie Schwerin manchmal. Trotzdem hört man heraus, dass er und seine Freundin sehr gerne hier in Schwerin wohnen. Johannes wirkt sichtlich zufrieden, als ich ihn zum Gespräch treffe. Spätestens, nachdem mit der Ausbildung bei der DB AG eine Gemeinsamkeit festgestellt ist und reichlich Informationen und Erfahrungen ausgetauscht wurden, ist das Eis endgültig gebrochen.
Er berichtet begeistert von seinen Projekten, die er bereits seit Mitte des ersten Lehrjahres eigenständig betreut, von der Vielfalt und den Herausforderungen im Onlinemarketing und zeigt mir stolz seinen Arbeitsplatz einem Laptop und zwei zusätzlichen Monitoren. Hier ist er von Montag bis Mittwoch komplett in den Arbeitsalltag der Agentur mit eingebunden. Dass er Kunden hilft, ihre Websites bekannter zu machen und deren Reichweite und Sichtbarkeit zu erhöhen, ist das Ziel des sogenannten Performance Marketing, für das er verantwortlich ist. Besonders stolz ist er zu Recht auf einen Webseiten- Relaunch für einen Pharmakunden. Hier war er maßgeblich mitverantwortlich für die Erstellung der neuen Seiten, die weltweit sichtbar sind.
„Ich wurde hier super aufgenommen.“, berichtet er freudig und auch, dass er in Zukunft größere Projekte eigenverantwortlich übernehmen darf, bestärkt ihn in seiner Überzeugung, diesmal den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Generell herrscht trotz Großraumbüro eine sehr familiäre Atmosphäre im Team. Jeder arbeitet zwar für sich aber viele Themen greifen ineinander, es herrscht der Teamgeist im Haus am See. Direkt am Schweriner See gelegen, kann man hier von einer traumhaften Arbeitsumgebung sprechen. Dass Johannes donnerstags und freitags nach Hamburg zur Berufsschule pendeln muss, macht dem gebürtigen Wismarer nichts aus. Leider gibt es in Schwerin noch keine Berufsschule, die diesen Ausbildungsberuf abdeckt. Und auch, dass er dort der einzige Schweriner unter den anderen Azubis ist, stört Johannes nicht. „Ich habe dort viele nette junge Leute kennengelernt.“.
Was er denn privat so mache, möchte ich zum Schluss noch wissen. Und typisch für die Generation Facebook, Youtube und Instagram kann auch Johannes privat nicht ohne Laptop und Smartphone. Vor allem Zocken sei seine Leidenschaft. Dann aber überrascht er mich doch noch mit einem Hobby, das er mir erst erklären muss und das absolut nichts mit Medien zu tun hat. Traktorpulling, schon mal gehört? Ich auch nicht. Dabei handelt es sich um eine Art Motorsport, bei dem ein mit Gewichten beladener Wagen von einem Traktor möglichst weit gezogen werden muss. „Durch einen alten Schulfreund bin ich dazu gekommen und seitdem süchtig danach. Auch wenn ich selbst nicht fahre, sondern nur zuschaue, ist das für mich der willkommene Ausgleich zur medialen Welt“.
Johannes hat seinen Weg gefunden, kennt schon das Datum für seine Abschlussprüfungen Ende 2020. Und aufgeben ist nicht. „Diesmal ziehe ich es durch!“. Und wenn er seine Ausbildung ordentlich abschließt, steigt er dauerhaft in die Agentur ein. Wenn das keine Motivation ist. Und ein Beweis dafür, dass manchmal auch erst Plan C das Optimale ist.