SHA aus Ludwigslust liefert zertifizierte Qualitätsentwicklungen zu Anlagenbauern in die ganze Welt
Das Prinzip ist durchdacht: Die Produktionsschleife beginnt mit dem Materiallager, wo die langen Rohre und Flügel in allen Größen und Formen lagern, aus denen später Förderschnecken entstehen sollen. In der eigenen 3D-Laserschneidanlage werden die Rohre passgenau vorbereitet, Öffnungen für Anschlussstücke geschnitten. Weiter geht es in den Schweißraum, wo sieben Teams gleichzeitig arbeiten können. In der Lackierhalle werden die fertigen Bauteile pulverbeschichtet. Sind sie abgekühlt, geht es direkt weiter in die Endmontage und zu den Funktionstests. Verpackt für den Transport stehen die fertigen Förderschnecken dann abholbereit auf der 6.000 Quadratmeter großen Logistikfreifläche. „Sogar die Containerverladung übernehmen wir für unsere Kunden mittlerweile hier vor Ort“, sagt Tom Henning. Platz ist auf dem Industriegelände in Ludwigslust nahe der A14 genug.
Seit 2009 hat die Ing. Siegmund Henning Anlagentechnik GmbH – kurz SHA – hier ihren Sitz. Benannt nach dem Vater, mit dem zusammen Tom Henning die Firma im Jahr 2000 gegründet hat und der Ideengeber für die Entwicklung und Herstellung für Förderschnecken war, hat sich das mecklenburgische Unternehmen zu einem weltweit gefragten Qualitätsanbieter von Förder- und Dosierschnecken für die verschiedensten Schüttgüter entwickelt. Die Weltkarte in Hennings Büro zeigt, dass die Produkte der Firma auf fast allen Kontinenten eingesetzt werden. „Wir entwickeln unsere Förderschnecken bedarfsgerecht für Anlagenbauer, in deren Maschinen Industrieanlagen sie dann in die ganze Welt exportiert werden“, erzählt der Geschäftsführer. Die größte Herausforderung dabei sei, die Technik jeweils an das zu transportierende Schüttgut und die jeweiligen Standortanforderungen anzupassen.
Anpassungen für hunderte Materialien
Hunderte von Varianten gäbe es da, so Henning. Etwa 100 Materialien stehen zur Anschauung in kleinen Glasbehältern in einer Vitrine im Konferenzraum. Darunter Folienschnipsel, Mineralwolle, pulvriger Schwefel, Glasgranulat, Eisenoxid, Bauxit – viele unterschiedliche Materialien in unterschiedlichen Konsistenzen. Und so unterschiedlich sind auch die Förderschnecken, die Henning und sein Team bauen: eingesetzt in der chemischen Industrie, bei Automobil-Zulieferern, im Lebensmittelsektor oder in der Glasindustrie müssen sie den verschiedensten Anforderungen gerecht werden. Feinste Dosierungen sind damit möglich, auch Filterstäube können mit einigen Modellen transportiert werden. Höchste Qualitätsstandard sind Henning dabei extrem wichtig. Gleich mehrere Zertifizierungen hat er für seine Produkte erreichen können.
Jahrelange Weiterentwicklung und Erfahrung sind sein Erfolgsrezept. Dabei war sein Vater für ihn der wichtigste Wissensvermittler – nicht nur im Hinblick auf die Technik. Dieser hatte sich Mitte der Neunziger mit einem Ingenieurbüro selbstständig gemacht, Förderschnecken im Auftrag geplant und extern bauen lassen. Tom Henning holte schließlich die Fertigung ins Unternehmen, wollte Qualität und Lieferzeit selbst in der Hand haben. Von Anfang an unterstützte er seinen Vater im Betrieb, stieg schließlich selbst mit ein. Die erste Förderschnecke entstand im Jahr 2001 in der heimischen Garage in Warlow. Heute baut das Unternehmen bis zu 800 davon im Jahr, je nach Größe und technischen Feinheiten. Fast alle Schritte der Fertigung sind handwerkliche Arbeit. Eine volle Automatisierung sei in diesem Bereich gar nicht ohne weiteres möglich, sagt Henning. Und so baut er auf sein Team von derzeit 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In der Produktion sind es vor allem Schlosser, Schweißer, Zerspanungstechniker, Konstruktionsmechaniker und Industriemechaniker. Im Büro arbeiten die Techniker und Konstrukteure an der Entwicklung und Planung der Produkte. Dazu kommen Vertrieb, Einkauf, Arbeitsvorbereitung, Controlling und Verwaltung.
Digitalisierung im Produktionsprozess
Tom Henning weiß, wie wichtig Digitalisierung auch im Produktionsprozess ist. Um zu erfahren, wie sein mittelständisches Unternehmen dies erfolgreich umsetzen und dabei das Zusammenspiel von Mensch, Maschine, Betrieb, Wirtschaft und Gesellschaft innovationsförderlich gelingen kann, beteiligt er sich am Forschungsprojekt KILPaD der Universität Witten/Herdecke. „Ziel des Projekts ist es herauszufinden, was kleine und mittelständische Unternehmen berücksichtigen müssen, wenn sie das Thema Digitalisierung angehen“, erklärt Tom Henning. „Als junges Unternehmen im Hinblick auf die Altersstruktur im Team, wollen wir uns dieser Herausforderung auf jeden Fall aktiv stellen.“
Text und Fotos: Manuela Heberer